Warten in Echtzeit

An diesem Wochenende bin ich in Berlin gewesen. Grund dafür war die 60. Berlinale, die ich zum Anlass nahm, mir auch einige Filme des Festivals anzusehen - sechs an der Zahl. Darunter unter anderem zwei Weltpremieren ('En Familie' aus Dänemark und 'Mammuth' aus Frankreich). Den wohl bemerkenswerten Film durfte ich gestern als Spätfilm sehen. Ich würde ihm ohne große Umschweife die Auszeichnung 'Der langweiligste Film, den ich jeh gesehen' habe verleihen.

Die Handlung des Films 'Fin' (http://www.berlinale.de/de/programm/berlinale_programm/datenblatt.php?film_id=20101911) ist dabei schnell erzählt: Drei noch recht junge Menschen haben sich über das Internet zum kollektiven Selbstmord verabredet (wird im Film nicht erklärt, stand aber im Programm). Der Film: Sie treffen sich, steigen in ein Auto, fahren in die Berge, verbinden den Auspuff des Autos mit Hilfe eines Gartenschlauches mit dem Autoinneren und steigen ein. Das Wars.

Mehr gibt dann auch wirklich nicht zu erzählen. Außer das sie vielleicht zwischendurch noch eine Stunde (von der Filmspielzeit) im Wald sitzen und sich schlecht fühlen. Das ist dann praktisch Warten wiedergegeben in Echzeit. Fantastisch. Dem Zuschauer bleibt es dabei zu überlassen, wer sich da eigentlich mehr langweilt, er selbst, oder die Schauspieler im Film. Teuer kann die Produktion des Films wenigstens nicht gewesen sein.

Die Wartezeit im Kino habe ich übrigens genutzt, um zu zählen wie viele Personen den Saal vor Ende des Films verlassen haben. Das Berlinale-Publikum war sehr tapfer, nur neun Menschen gingen eher. Einige haben am Ende dann sogar noch geklattscht. Noch tapferer...

Bleibt zu hoffen, dass der Film 'Fin' auf dieser Welt nie wieder gezeigt werden wird. Die Zeit des Zuschauens lässt sich nämlich eigentlich nur schlafend ertragen.